„Das machst Du nicht im Vorbeigehen“
[24.10.2024/S3L]
Tim Götz ist Stammzellenspender für einen krebskranken Menschen
Alle 12 Minuten erhält in Deutschland ein Mensch die Diagnose Blutkrebs. Diese schwere Erkrankung ist nach wie vor die häufigste Ursache für krebsbedingte Todesfälle bei Kindern. Viele Betroffene können ohne eine lebensrettende Stammzellenspende nicht überleben. Mit der Suche nach einem geeignete „Match“ beginnt der Wettlauf mit der Zeit. Tim Götz war ein „Match“, also ein geeigneter Stammzellenspender. Der 27jährige musste nicht lange überlegen, um in eine Spende einzuwilligen. Der Handballer spielt in der dritten Saison in Leutershausen
und die Unterstützung des ganzen S3L-Teams, der Mannschaft und des Trainers war von Anfang groß.
Wie hast Du den Eingriff erlebt, wie sehr hat Dich das belastet?
Tim: „Ich musste mir mehrere Tage vor der Spende regelmäßig ein Medikament spritzen, damit die Stammzellen angereichert werden. Die Nebenwirkungen waren ähnlich wie bei einer leichten Grippe, also Kopf- und Gliederschmerzen. Die eigentliche Spende dauerte dann etwa fünf Stunden. In dieser Zeit lief mein Blut über den einen Arm raus, wurde in einer Maschine über eine Art Zentrifuge gefiltert und km dann über den anderen Arm wieder in meinen Körper. Das war alles gut auszuhalten aber auch kein Spaziergang. Ich durfte mich fünf Stunden nicht
bewegen. Ich habe mir immer wieder bewusst gemacht, wie wichtig diese Spende ist. Aber im Vorbegehen macht man sowas nicht.“
Weißt Du denn, wer die Spende bekommen hat?
Tim: „Nein das bliebt für zwei Jahre streng anonym. Ich weiß noch nicht mal, in welches Land die Spende ging. Nach zwei Jahren gibt es die Möglichkeit der Kontaktaufnahme, mal sehen, ob wir uns dann kennenlernen.“
Wie bist Du überhaupt Spender geworden?
Tim: „Ich habe mich 2017 an der Uni in Kaiserlautern registrieren lassen. Das hat damals keine 2 Minuten gedauert. Da stand damals ein Infostand von der DKMS. Ich habe dann schon bald gar nicht mehr daran gedacht, denn tatsächlich ein „Match“ zu sein ist sehr unwahrscheinlich wie ein Lottogewinn.“
Wann hast Du denn erfahren, dass Du für einen anderen Menschen der Lottogewinn sein könntest?
Tim: „Meine Mutter hat mich Anfang Juli im Urlaub angerufen, da war ein Paket der DKMS angekommen mit der Information, dass ich ein möglicher Spender sein könnte und der Bitte um eine weitere Blutprobe. Diese hat dann bestätigt, dass ich als Spender in Frage komme. Vor der Spende wurde ich dann nochmal komplett durchgecheckt mit großem Blutbild und so.“
Wie lange brauchst Du jetzt, um Dich wieder ganz zu erholen?
Tim: „Ich denke, dass ich in einer Woche wieder fit bin. Dann folgt noch eine abschließende Untersuchung und dann kann ich auch wieder Handball spielen. Es war für mich übrigens zu keiner Zeit eine Frage, dass durchzuziehen. Und ich würde es jederzeit wieder machen. Möglicherweise habe ich durch diese Spende ein Menschenleben gerettet und dafür steht der Aufwand, den ich hatte, in keiner Relation.“
Würdest Du auch anderen Menschen raten, sich registrieren zu lassen?
Tim: „In jedem Fall! Wie gesagt, dass dauert keine zwei Minuten und tut auch nicht weh. Bei einem der nächsten Heimspiele werden wir einen Infostand von der DKMS in der Halle haben, dort können sich auch alle gleich registrieren lassen.“
Die DKMS ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, bei der sich mehr als 12,5 Millionen potenzielle Spenderinnen und Spender registriert haben. Bisher wurden rund 120 000 Stammzellenspenden vermittelt.